DER KLASSISCHE KOMPONIST UND MUSIKWISSENSCHAFTLER PETER HÜBNER
zu seinem internationalen Projekt der
INTEGRATION DER WISSENSCHAFTEN & KÜNSTE
 
 

NATÜRLICHES
MUSIK SCHAFFEN


OUVERTÜRE
DAS UNSTERBLICHE ZAUBERREICH DER KÖNIGIN DER MUSIK


TEIL I
DER PROZESS DES MUSIKSCHAFFENS


TEIL II
DAS KLASSISCHE LEHRFELD DER MUSIK


TEIL III
DIE INNERE MECHANIK DES MUSIKSCHAFFENS


TEIL IV
DIDAKTIK DER MUSIK


TEIL V
DIE KRÄFTEFELDER DER MUSIK


TEIL VI
SINN DER MUSIKÜBERLIEFERUNG


TEIL VII
RAUM UND ZEIT IN DER MUSIK


TEIL VIII
DIE PHYSIK DER MUSIK


TEIL IX
DIE ORDNUNGSSYSTEME IN DER MUSIK


TEIL X
WISSENSCHAFTLICHE GRUNDLAGEN DER MUSIKÄSTHETIK


TEIL XI
MUSIKWISSENSCHAFT


TEIL XII
MUSIK UND SPRACHE


Das Sprachorgan


 
Das Sprach­or­gan ist un­ser na­tür­li­ches Werk­zeug zur Ge­stal­tung der Spra­che.
Un­ser At­mungs­or­gan ist sub­stan­ti­ell das Mit­tel zur Er­zeu­gung der Spra­che.
Das la­ten­te Struk­tur­po­ten­tial un­se­res in­ne­ren Atems drückt sich in der Form un­se­rer Spra­che aus.

 
Das latente Strukturpotential unseres inneren Atems
Nur we­ni­ge Men­schen den­ken dar­über nach, wo­mit sie denn ei­gent­lich spre­chen, und die we­nigs­ten be­fas­sen sich mit der Per­fek­tio­nie­rung ih­rer Ar­ti­ku­la­tion und der da­ran be­tei­lig­ten Or­ga­ne.

 
Aus die­ser Träg­heit ent­springt die Mas­se der ver­ba­len Miß­ver­ständ­nis­se wie ei­ne rie­si­ge Flut aus ei­ner nur we­nig be­kann­ten Quel­le.

 
Der Spre­chen­de ar­ti­ku­liert das zu Spre­chen­de erst ein­mal in sei­nem In­nern.
Wir sa­gen da­zu: er denkt das ge­spro­che­ne Wort als ei­nen Ge­dan­ken.

 
Sprachschöpfung
Da­bei mei­nen wir, daß es sich – wie wir schon im­mer an­nah­men – haupt­säch­lich um die Be­deu­tung des Wor­tes han­delt – nicht aber, daß die­ses ge­dach­te Wort auch mit ganz an­de­ren, über­aus le­ben­di­gen At­tri­bu­ten be­haf­tet ist.

 
Hier emp­fiehlt sich ein klei­ner er­klä­ren­der Aus­flug in das tat­säch­li­che Po­ten­ti­al der Spra­che:

 
Das tatsächliche Potential der Sprache
Wenn wir träu­men, so ist das, was den Traum cha­rak­te­ri­siert, die Welt un­se­res Den­kens – das Po­ten­ti­al un­se­rer Ge­dan­ken.
Der Ge­dan­ke bringt das her­vor, wo­von wir träu­men. Aber wie träu­men wir denn?

 
Im Traum se­hen wir den Ge­gen­stand, von dem wir träu­men, zum Bei­spiel ei­ne Erd­bee­re.
Und wenn wir im Trau­me an die­ser Erd­bee­re rie­chen, so strömt uns der ty­pi­sche Erd­beer­ge­ruch ent­ge­gen.

 
Die Dimension des gedachten Wortes
Und wenn wir im Trau­me in die­se Frucht hin­ein­bei­ßen, so schme­cken wir wie­der die Erd­bee­re.

 
Und das, was wir mit der ei­ge­nen Hand er­faßt ha­ben, um hin­ein­zu­bei­ßen, was wir mit un­se­ren Fin­gern er­tas­tet hat­ten, war wie­der un­se­re Erd­bee­re.

 
Und die Per­son, die uns im Trau­me die Erd­bee­re gab, übe­reich­te sie uns mit ei­ner sehr freund­li­chen Ges­te.

 
Und so­wohl die Per­son mit ih­rer po­si­ti­ven Emp­fin­dung als auch un­se­re Hand, wel­che die Erd­bee­re ent­ge­gen­nahm, wa­ren Teil ei­nes in kom­ple­xer Wei­se ab­ge­wan­del­ten Ge­dan­kens an die Erd­bee­re in un­se­rem Traum.

 
Vielfalt der sinnlichen Wahrnehmung
Da der Mensch von der Me­cha­nik sei­nes Geis­tes her zu ei­ner Zeit nur ei­nen Ge­dan­ken den­ken kann, ist es of­fen­sicht­lich, daß die­ser ei­ne Ge­dan­ke an die Erd­bee­re al­le die At­tri­bu­te des be­schrie­be­nen Trau­mes in vol­ler Le­ben­dig­keit und für al­le un­se­re Sin­ne er­faß­bar be­in­hal­te­te und dar­über hin­aus un­ser Ge­fühl und un­se­ren Ver­stand an­zu­spre­chen in der La­ge war.

 
Die Mechanik des Geistes in Funktion
Die­ser Art mit In­halt ge­füllt ist je­der ei­nem ge­spro­che­nen Wort zu­grun­de­lie­gen­de Ge­dan­ke, und wie wir al­le aus un­se­rer ei­ge­nen Er­fah­rung des Träu­mens wis­sen, ist ein Traum im all­ge­mei­nen sehr, sehr viel le­ben­di­ger als ir­gend­ein ein­fach ge­dach­tes Wort.

 
Der dem gesprochenen Wort zugrundeliegende Gedanke
Die­se Leb­lo­sig­keit des Wor­tes im Zu­stand des Wach­be­wußt­seins er­scheint uns auf der Bild­flä­che un­se­rer Er­fah­run­gen nur des­halb so schat­ten­haft, weil wir, wäh­rend wir au­ßen wahr­neh­men, in un­se­rer in­ne­ren Er­leb­nis­welt stark ein­ge­schränkt sind.

 
Trotz­dem kön­nen wir un­ter Um­stän­den auch am Ta­ge ein­mal den Ge­dan­ken ei­nes ge­spro­che­nen Wor­tes in der be­schrie­be­nen Voll­stän­dig­keit und Le­ben­dig­keit er­fah­ren und viel­leicht so­gar die­se Er­fah­rung durch un­ser ge­spro­che­nes Wort auch un­mit­tel­bar und voll­stän­dig wei­ter­tra­gen.

 
Er­fah­rungs­mög­lich­kei­ten beim ge­dach­ten Wort
Die Er­fah­rung ei­ner sol­chen plas­ti­schen In­for­ma­ti­ons­über­mitt­lung wür­de dann höchst­wahr­schein­lich erst ein­mal als ei­ne „Of­fen­ba­rung“ an­ge­se­hen, da ei­ne sol­che un­er­war­tet le­bens­ech­te Er­fah­rung dem heu­ti­gen Men­schen zu­nächst wie ein Wun­der vor­kä­me.

 
Das Wunder der „Offenbarung“
Dort et­wa, wo der Kehl­kopf sei­nen Sitz hat, ent­steht auch auf der Ebe­ne un­se­res Geis­tes das ge­spro­che­ne Wort, und auf der Bild­flä­che un­se­res Geis­tes neh­men wir die­ses ge­spro­che­ne Wort mit dem Ge­hör­sinn wahr, wir hö­ren es al­so in­wen­dig.

 
Entstehungsort der Sprache
Erst dann spre­chen wir es mit dem Mun­de nach au­ßen aus.

 
Die­ser sys­te­ma­ti­sche, von in­nen nach au­ßen ge­rich­te­te Vor­gang ist uns al­len ge­läu­fig, und wir kön­nen ihn zu je­der Zeit nach­voll­zie­hen.

 
Den­noch birgt die­ser uns so ver­trau­te Me­cha­nis­mus ein we­sent­lich grö­ße­res prak­ti­sches Po­ten­ti­al, als man all­ge­mein an­nimmt.

 
Das ruhende Potential